Vorkommen und Bildung von Thiocyanat beim Menschen

Vorkommen im menschlichen Körper

Bereits der Speichel Neugeborener enthält SCN. Besonders hoch ist die Konzentration ((8-60 mg/l) überall dort in den Körperflüssigkeiten wo potentielle Krankheitserreger in den Körper gelangen könnten: Mundhöhle, Nasensekret, Tränenflüssigkeit, Magensaft, Urin, Genitalien, Muttermilch. Der normale Thiocyanat-Serumspiegel beträgt hingegen beim Säugetier in der Körperflüssigkeit durchschnittlich nur 2-6mg/l.

Bei einer besonderen Belastung des Körpers (Infektion, Tumorerkrankung, Stress, allergischen Erkrankungen, Rheumatoidarthritis, etc) erhöht sich der Thiocyanatspiegel innerhalb kürzester Zeit auf 10-20 mg, in besonderen Situationen sogar auf 25 mg pro Liter Serum. Diese körpereigene Mobilisierung von Thiocyanat ist Ausdruck von diversen Regulationsprozessen, da in der Initialphase akuter Erkrankungen bzw. bei akuten Schüben chronischer Erkrankungen sowie in Belastungssituationen ein erhöhter Thiocyanat-Bedarf besteht.

Bauern in Osteuropa ließen sich als Hausmittel von Kühen Ihren Kopf bzw. Ihre Glatze lecken. Hintergrund: Der Speichel der Kuh hat eine besonders hohe Thiocyanat-Konzentration. Die Bauern machten sich so die regulierende bzw. stimulierende Wirkung von Thiocyanat bei Hautreizungen und Haarausfall zu nutze.

Thiocyanat-Bildung und –Mangel

Etwa 60-70% der im Organismus vorhandenen Thiocyanat-Menge werden vom Körper selbst gebildet. Gleich 2 Enzyme sind im menschlichen Körper dafür verantwortlich. Vor allem die Leberzellen erzeugen Thiocyanat durch die Entgiftung von Cyaniden und anderen Giften, die im Zellstoffwechsel entstehen. Der Rest wird durch die Ernährung aufgenommen. Inbesondere eine Ernährung mit viel Milchprodukten und vegetarischer Kost führt dem Körper viel Thiocyanat zu.

Ein Mangel an Thiocyanat kann jedoch gerade heutzutage vor allem an der Körperoberfläche bestehen. Der Grund: bei der täglichen Körper- und Haarwäsche wird auch Thiocyanat mit ausgewaschen. Idealerweise wird Thicoyanat entsprechend wieder äußerlich zugeführt, z.B. durch Salben, Cremes oder ein Haarserum.

Mit dem Rauchen zugeführtes Cyanid wird vom Körper zu Thiocyanat entgiftet, so dass über diesen Weg früher der Tabakkonsum nachgewiesen wurde.